Katharina Arndt thematisiert in ihrer künstlerischen Arbeit das Konsumindividuum – Mann und Frau – westlicher Prägung.
Das zentrale Diptychon EVE + ADAM zeigt ein lebensgroßes, lachendes Paar, gemalt mit Marker und Acryl auf LKW-Plane. Die biblischen Figuren Eva und Adam sind dargestellt als dunkelhäutige jugendliche Schlachter in neongelben Schürzen.
Die Darstellung des junges Paares EVE + ADAM bricht mit nahezu allen ikonografischen Traditionslinien: Sie zeigt zuerst Eva, dann Adam, was auf eine Verschiebung der Geschlechterrollen und zugleich Evas Status als „Urmutter der Menschheit“ anspielt. In ihrer Hand hält sie auch keinen Apfel mehr, der symbolisch für den ihr zugeschriebenen Sündenfall steht, sondern eine Rippe. Aber mehr noch: Das Paar ist schwarz und nicht weiß. Neben weiteren Kontexten steckt hierin der Verweis auf den wissenschaftlich nachgewiesenen afrikanischen Ursprung der Menschheit. Auf der anderen Seite ist der darwinistische Ansatz bezüglich der menschlichen Evolutionsgeschichte ein atheistischer und kein biblisch-religiöser – doch beantwortet er allein, woher wir kommen und warum wir wurden, wie wir sind? Auf den aktuellen und weltlichen Aspekt des Menschseins verweist bei Katharina Arndt auch die Bekleidung des Paares EVE + ADAM. Sie sind nicht mehr nackt. Sie sind auch nicht mehr unschuldig, nicht mehr ohne Job. Mit zwei Schlachtermessern „bewaffnet“ könnte der Grat zwischen zivilisiert und friedlich jederzeit schmal werden. Die dunkelhäutigen EVE + ADAM befinden sich jenseits des Paradieses und göttlich-religiöser Weltanschauungen. Sie befinden sich im Jetzt einer zivilisierten, säkularen, multiethnischen Gesellschaft.
Flankiert wird das zentrale Diptychon von zwei Fleischstillleben links sowie zwei skulpturalen Arbeiten rechts. Katharina Arndts sich mit postmodernen Mitteln in lange Traditionen der Stilllebenmalerei einreihenden Wurstberge in Neonfarben lassen Assoziationen zu Opfergaben, aber auch klassischen Jagdstillleben aufkommen. Sie illustrieren zugleich den unmäßigen Hunger nach Fleisch der westlichen Welt. – Fleisch als „nature morte“, edles Nahrungsmittel und Statussymbol. Auf der anderen Seite des Raumes sind dem ein silberner Rollator und pinkfarbene Gehilfen, beides aufwändig und perfekt lackiert, gegenübergestellt. Die Objekte sind dabei vor einem türkisfarbenen Gymnastikstoff positioniert, der sofort an Aerobic denken lässt. Hier schließt sich ein inhaltlicher Kreis, der vom Ursprung ausgehend auf den unausweichlichen Tod verweist und zugleich symbolisch für das Altern und den unaufhaltbaren Verfall steht.
Über dem gesamten Setting der Ausstellung thront wie der Heilige Geist in traditionell-christlichen Dreifaltigkeitsdarstellungen ein funkelnder hellblauer Button: BUY NOW. Konsum wird als Fluchtpunkt und Mittel der Kompensation von Sinnverlust in der atheistischen Welt entlarvt. In dieser sind materialistische Statussymbole an die Stelle religiöser Welterklärung getreten. Zwar kann der Mensch der Jetztzeit frei von der Erbsünde und der Buße in jenseitigen Höllen sein. Das Paradies wurde ihm damit aber ebenso genommen.